Portrait und History der Schmuckmanufaktur Eugen Rühle GmbH & Co. KG – Inhaber Peter Hell & Thomas Hell – Pforzheim.
EUGEN RÜHLE – eine ganz normale Familie
Eugen Rühle wurde 1892 als Kettenfabrik in Pforzheim gegründet. 1982 übernahm Peter Hell das Unternehmen und blickt gemeinsam mit Frau und Kindern auf eine mittlerweile über 30-jährige Erfolgsgeschichte zurück.
„Eventuell sind wir viel zu normal für solch ein Familienporträt“, sagt Monika Hell (56) und erklärt: „Ein großer Teil unseres Familienlebens ist natürlich die Firma. Diese wiederum hat namentlich eine Tradition und wurde im Jahr 1892 gegründet, aber mein Mann Peter hat sie erst 1982 vom damaligen Eigentümer übernommen.“
Doch schon an diesem Punkt kann der heutige Firmenbesitzer Peter Hell (71)die erste Anekdote erzählen: „Ich war 20 Jahre bei der Firma Otto Junkert als Kaufmann angestellt. Irgendwann kam ein Freund zu mir und sagte: ,Du – ich habe da vielleicht etwas Interessantes für Dich!´ Es ging darum, dass Dr. Anneliese Reinholdt und Wilhelm Reinholdt, Inhaber in der dritten Generation, die damalige Kettenfabrik Eugen Rühle verkaufen wollten.“
Peter Hell erzählt mit einem Lachen weiter von seiner ersten Begegnung mit Wilhelm Reinholdt: „Ich klingelte in der Franziskusstrasse 2, die Tür ging auf und sofort wieder zu und ich dachte, das war es dann wohl.“ Doch plötzlich öffnete sich die Tür erneut und der vor ihm stehend Herr fragte:
„Und Sie wollen meine Firma kaufen?“
Peter Hell darauf: „Ja!“
Wilhelm Reinholdt:“Haben Sie Geld?“
Hell: „Nein.“
Reinholdt: „Haben Sie Gold?“
Hell: „Nein“.
Reinholdt: „Dann geht das nicht!“
Noch mehrere Treffen finden statt. Am Ende überzeugt Peter Hell das Ehepaar Reinholdt mit seiner Begeisterung für die Sache. Nach der Übernahme erkennt Peter Hell jedoch, wie viel in seiner neu erworbenen Firma erneuerungsbedürftig ist. So kommt er eines Tages Anfang der 80er-Jahre in das Büro einer damaligen Angestellten und fragt, über welches System die Lohnabrechnungen der Angestellten laufen. Daraufhin nimmt diese schon ältere Dame eine Tüte in die Hand, zählt 100er-, 50er-, 20er- und 10er-DM-Scheine ab, schreibt einen Namen auf die Tüte und sagt: „Fertig!“
Die Einrichtung einer modernen EDV-Anlage ist daher eine der ersten Maßnahmen.
1987 hat Peter Hell die Chance, noch eine Medaillonfabrik zu kaufen und etwa zeitgleich steigt auch Sohn Thomas Hell (47) in das Unternehmen ein. Der gelernte Bankkaufmann ist zusammen mit seinem Vater Geschäftsführer der Firma und leitet den technischen Bereich. „Die Kettenfabrik war nicht gerade aufregend. Überall spuckten Maschinen meterlange Ketten aus, es war keine kreative Arbeit, auch steckte nicht viel Man-Power dahinter,“ erzählt Thomas Hell und ergänzt: „Doch mit der Übernahme der Medaillonfabrikation kam Leben in das Haus. Ich fand meinen Platz in der Firma.“
Thomas Hell ist eher ein zurückhaltender Mensch, ein Familienmensch, der seine Freizeit am liebsten mit seiner Frau Stefanie und den beiden Kindern Julius und Marie verbringt und das oftmals auf dem Platz beim Tennisclub Wolfsberg Pforzheim. Vater Peter Hell ist dort Ehrenpräsident und auch Thomas‘ Schwester Petra Hell-Karcher (45), die früher ebenfalls als Goldschmiedin bei Rühle gearbeitet hat und heute noch einspringt, wenn es brennt, engagiert sich im Club. Auch Monika Hell, die im Unternehmen gemeinsam mit Stefanie Hell, der Frau von Thomas, im Bereich Buchhaltung/ Verwaltung arbeitet, verbringt am Wochenende ihre Freizeit gern im Tennisclub, trifft Freunde und Verwandte sowie die fünf Enkelkinder.
Das Schlagwort „KETTENREAKTION“ steht als Leitsatz auf allen Prospekten und Veröffentlichungen. Nicht untypisch für eine Kettenfabrik, aber in gewisser Weise verinnerlicht dieses Wort auch ein wenig das Leben der Familie Hell. Es kam immer eins nach dem anderen, bis heute haben alle Familienmitglieder stets hart gearbeitet. Peter Hell erklärt gern, warum er der Meinung ist, dass seine Fabrik im Unterschied zu einigen anderen vergleichbaren Pforzheimer Fabrikationen überlebt hat: „Wir sind sehr sparsam und sehr fleißig – und wir leisten uns keinen übertriebenen Luxus. Keiner von uns hat ein Haus mit Pool oder Wellness-Bereich, dafür leben wir alle im gleichen Stadtteil und genießen es sehr, uns innerhalb so kurzer Strecken treffen zu können. Alles, was wir verdient haben, haben wir in die Firma investiert und bis heute sind wir alle mit sehr viel Spaß bei der Arbeit.“
Peter Hell spricht mit einem Elan, der seine 75 Jahre vergessen lässt. „Das Wichtigste ist für mich die Familie, denn diese ist eine Säule der Gesellschaft.“ Wie lange Peter Hell noch arbeiten möchte, ist weder ihm, seiner Frau noch seinem Sohn klar. Doch Peter Hell hat schon eine Vorstellung: Erstens bin ich gesund, zweitens mache ich es gern und drittens kann es sein“, hier beginnt er zu grinsen, „dass ich mich erst mit 85 Jahren entscheide aufzuhören, das meinem Sohn mitteile und er zu mir sagt: ,Und ich gehe morgen in Rente!‘
(Text: Caroline Schiedt für GZ-Online)